Kernaussagen
- Erstgespräche prägen die Allianz & den Erfolg der Therapie.
- Struktur & klare Kommunikation reduzieren Abbrüche und Missverständnisse.
- In Deutschland ist die Frage der Kostenübernahme durch die Krankenkassen zentral.
- No-Show-Prävention spart Zeit & erhöht die Auslastung.
- Tools wie TheraPsy erleichtern Dokumentation & Organisation.
Stell dir vor: Ein neuer Klient setzt sich in deinen Praxisstuhl. Die Hände vielleicht ein wenig feucht, ein vorsichtiges Lächeln, und die Frage im Raum: „Bin ich hier richtig?“ – Genau in diesem Moment beginnt eure gemeinsame Reise. Das Erstgespräch ist wie die erste Seite eines Buches: Wenn sie neugierig macht, bleibt man gern dabei. Forschung zeigt, dass schon die ersten Minuten über Vertrauen und langfristigen Erfolg entscheiden (Pantle et al., 2023). Doch wie gelingt es dir, empathisch zu bleiben, ohne den roten Faden zu verlieren? In diesem Leitfaden findest du Antworten, die dich sicher durch den Spagat zwischen Nähe, Struktur und Formalitäten führen.
Warum Erstgespräche über den Therapieerfolg entscheiden
Hier geschehen die ersten Weichenstellungen: Vertrauen, Atmosphäre, Erwartungen. Klient*innen prüfen, ob sie sich öffnen können, Therapeut*innen prüfen, ob Indikation und Rahmen passen. Studien zeigen: Eine gelungene Allianz im Erstgespräch senkt die Abbruchquote und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Behandlung (Pantle et al., 2023).
Praktisch bedeutet das: Schon kleine Gesten – eine klare Begrüßung, offene Körperhaltung, empathisches Zuhören – entscheiden über das Klima. Viele Therapeut*innen berichten, dass gerade die ersten fünf Minuten entscheidend sind: Zeigst du echtes Interesse? Greifst du unausgesprochene Signale auf? Schaffst du eine Balance zwischen Empathie und professioneller Distanz? Wenn diese Faktoren stimmen, fühlen sich Klient*innen eher sicher und wagen den nächsten Schritt in der Zusammenarbeit.
Darüber hinaus ist wichtig: Bereits das Erstgespräch kann einen therapeutischen Effekt entfalten. Für manche Klient*innen ist es eine große Erleichterung, ihre Geschichte zum ersten Mal in einem geschützten Rahmen zu erzählen und Verständnis zu erfahren. Diese Erfahrung kann Hoffnung stiften und den Prozess in Gang setzen – selbst bevor eine eigentliche Behandlung beginnt. Ein Beispiel: Viele Therapeut*innen berichten, dass Klient*innen am Ende des Erstgesprächs sagen: „Allein das Aussprechen hat mir schon geholfen.“ Doch oft ist es mehr als nur das: Schon die Erfahrung, verstanden zu werden, eine erste Struktur für das Problem zu entwickeln oder gemeinsam nächste Schritte zu planen, kann unmittelbare Entlastung bringen.
Tipp: Es kann sinnvoll sein, potenziellen Klient*innen mitzuteilen, dass das Erstgespräch mehr ist als bloß "Informationssammlung". Wenn Interessierte wissen, dass schon dieser Termin eine entlastende Wirkung haben kann, fällt ihnen der Schritt zur Kontaktaufnahme oft leichter.
Beispielsatz für deine Website: „Schon das Erstgespräch kann entlastend wirken – Sie haben Raum, Ihr Anliegen in einem geschützten Rahmen zu schildern, und wir entwickeln gemeinsam erste nächste Schritte.“

Ablauf & Ziele eines gelungenen Erstgesprächs
Ein Erstgespräch ist mehr als Smalltalk mit professionellem Anstrich. Es folgt einem roten Faden: Anliegen erheben, Ziele formulieren, Setting und Rahmenbedingungen klären, Einwilligung dokumentieren und nächste Schritte transparent machen. Dabei gilt: Je klarer die Struktur, desto entspannter das Miteinander.
Praktische Tipps für den Ablauf:
- Nimm dir Zeit für eine offene Frage am Anfang („Was führt Sie heute zu mir?“). So öffnest du Raum für das zentrale Anliegen.
- Wiederhole die Kernbotschaften deiner Klient*innen mit eigenen Worten – so stellst du sicher, dass du richtig verstanden hast.
- Halte einen „Mini-Fahrplan“ bereit: Erkläre kurz, wie die Sitzung abläuft, damit sich niemand fragt, was als Nächstes kommt.
- Sprich früh über organisatorische Rahmenbedingungen wie Dauer, Kosten oder mögliche Wartezeiten – so verhinderst du Missverständnisse.
Wenn du diesen Ablauf konsequent umsetzt, sparst du dir spätere Klärungen und schaffst gleichzeitig Struktur und Vertrauen.
Leitfaden & Gesprächsstruktur (inkl. Beispiel-Checkliste)
Struktur hilft, besonders bei den ersten eigenen Erstgesprächen. Die Vorgehensweise kann so aussehen:
- Begrüßung & Atmosphäre schaffen
Tipp: Ein freundliches Lächeln, ein Glas Wasser anbieten und ein kurzer Smalltalk („Haben Sie gut hergefunden?“) helfen, Anspannung zu lösen. - Anliegen und Symptome erheben
Beispiel: Frag nach: „Was beschäftigt Sie im Moment am meisten?“ – und höre aktiv zu, ohne gleich zu interpretieren. - Therapieziele besprechen
Tipp: Bitte die Klient*in, ein Wunschbild zu formulieren („Wie sollte es Ihnen in drei Monaten gehen, damit Sie sagen: Es hat sich gelohnt?“). - Rahmenbedingungen (Setting, Dauer, Frequenz, Kosten)
Beispiel: Erkläre klar und konkret: „Die Sitzungen dauern 50 Minuten und finden einmal pro Woche statt. Das Honorar beträgt … Euro.“ - Aufklärung & Einwilligung
Tipp: Erkläre einfach und klar, wie du mit Daten umgehst, und lasse dir die Einverständniserklärung unterschreiben – am besten gleich dokumentieren. - Nächste Schritte vereinbaren
Beispiel: Fasse zusammen: „Wir könnten in zwei Wochen mit der ersten Sitzung starten. Ich sende Ihnen die Terminbestätigung per E-Mail.“
Dieser Ablauf ist nicht in Stein gemeißelt, aber er gibt Sicherheit – sowohl dir als auch deinen Klient*innen. Praktisch bewährt hat sich, die Punkte sichtbar auf einem Notizblock oder in der Praxissoftware mitzuschreiben: Das vermittelt Struktur und zeigt zugleich, dass das Gesagte Gewicht hat.
Recht & Ethik im Erstgespräch
In Deutschland gelten klare Regeln: Nur eingetragene Psychotherapeut*innen dürfen sich so nennen (BMSGPK, 2019). Heilversprechen sind tabu, sachliche Information ist Pflicht. Dazu kommt die DSGVO: Gesundheitsdaten gehören zu den sensibelsten Daten und erfordern Einwilligungen, Verarbeitungsverzeichnisse und sichere Softwarelösungen.
Worauf du im Gespräch konkret achten solltest:
- Stelle dich korrekt vor, verwende deine geschützte Berufsbezeichnung und erkläre kurz deine Rolle.
- Vermeide absolute Zusagen („Sie werden sicher geheilt“), sondern sprich über Möglichkeiten, Ziele und Rahmenbedingungen.
- Sprich das Thema Datenschutz aktiv an: Wie gehst du mit Daten um, welche Rechte haben Klient*innen? So schaffst du Transparenz.
- Kläre Erwartungen gleich zu Beginn: Was darf die Klient*in von dir erwarten, was nicht? Das stärkt die therapeutische Allianz.
Kurz gesagt: Ethik bedeutet hier nicht nur moralische Verantwortung, sondern gibt dir auch Leitlinien, wie du im Gespräch vertrauensvoll, transparent und professionell auftrittst.
Terminfluss, No-Shows & Praxisorganisation
No-Shows können frustrierend sein. Abhilfe schaffen klare Storno-Regeln, Erinnerungssysteme per SMS oder E-Mail und transparente Kommunikation. So reduzierst du Ausfälle und sorgst für planbare Abläufe. Bonus: Deine Auslastung steigt, deine Nerven bleiben geschont.
Praxisnahe Maßnahmen:
- Erkläre gleich im Erstgespräch deine Storno-Regeln. So wissen Klient*innen, welche Fristen gelten und welche Kosten entstehen können.
- Nutze Erinnerungssysteme (z. B. SMS/E-Mail). Viele Patient*innen berichten, dass sie Termine dadurch nicht mehr vergessen.
- Biete Wartelisten an: Fällt jemand aus, können andere kurzfristig nachrücken.
Diese Maßnahmen sind nicht nur organisatorische Kniffe, sondern tragen auch zu einer professionellen Atmosphäre bei. Klient*innen erleben dich als zuverlässig und strukturiert – eine Qualität, die Vertrauen fördert.
Kostenzuschuss & Finanzierung in Deutschland
Ein heikler, aber wichtiger Punkt im Erstgespräch ist die Kostenfrage. Vertragstherapien werden je nach Kasse voll übernommen. Bei Wahltherapeut*innen können Klient*innen Refundierung beantragen (ÖBVP, 2025).
Klarstellung zur Datenweitergabe (wichtig für Vertrauen):
- Für den Kostenzuschuss verlangt die Krankenkasse (z. B. ÖGK) im Antragsformular eine vierstellige ICD‑10‑Diagnose, ggf. GAF‑Wert und weitere Eckdaten zur Behandlung. Diese Gesundheitsdaten werden bei der Kasse verarbeitet und dienen ausschließlich der Bewilligung.
- Der Arbeitgeber erhält keine Diagnose. Bei einem Krankenstand sieht der Arbeitgeber nur, dass eine Arbeitsunfähigkeit vorliegt (und ggf. ob Unfall/Berufskrankheit) – nicht die konkrete Diagnose.
Gesprächsbaustein für das Erstgespräch:
„Für den Zuschuss müssen wir der Kasse die vierstellige ICD‑10‑Diagnose und einige wenige Eckdaten melden. Diese Informationen bleiben bei der Kasse und sind gesetzlich geschützt."
Falls ein Krankenstand eintritt: "Die Krankenstandsbestätigung enthält nur, dass Sie krank sind, nicht woran Sie erkrankt sind..“
Preisgestaltung des Erstgesprächs
Die Frage nach dem Honorar für das Erstgespräch wirft oft Unsicherheiten auf – sowohl bei Klient*innen als auch bei Therapeut*innen. Manche setzen bewusst einen reduzierten Erstgesprächstarif an, um den Einstieg zu erleichtern. Andere argumentieren, dass gerade die erste Stunde besonders aufwendig ist (Aufklärung, Datenerhebung, Dokumentation) und daher nicht günstiger sein sollte als reguläre Sitzungen.
Abwägungen, die du berücksichtigen kannst:
- Ein niedrigerer Tarif kann Hemmschwellen senken und mehr Anfragen generieren.
- Ein regulärer oder leicht erhöhter Tarif signalisiert, dass das Erstgespräch denselben Wert hat wie jede andere Sitzung.
- Klare Kommunikation („Das Erstgespräch dauert 90 Minuten und kostet … Euro“) schafft Transparenz und verhindert Missverständnisse.
- Rechtlich wichtig: Du bist frei in der Preisgestaltung, solange die Honorare klar vereinbart werden und keine irreführenden Versprechen gemacht werden.
Praxis-Tipp: Überlege dir im Vorfeld eine für dich stimmige Linie und notiere diese in deinen Praxisinfos oder auf deiner Website. So bist du im Gespräch sicher, wenn die Frage auftaucht.
Tools & Vorlagen für qualifizierte Erstkontakte
Warum das Rad neu erfinden? Terminbuchungs-Widgets, Vorlagen für Aufnahmeformulare (oft auch Intake-Formulare genannt) und Anamnese, datensicher verwahrte Dokumentation oder automatisch verschlüsselte Rechnungs-Übermittlung sparen Zeit und vermeiden Fehler. Praxissoftware wie TheraPsy bietet DSGVO-konforme Dokumentation, Termin- und Klient*innenverwaltung sowie automatische Erinnerungsfunktionen, die dir den Praxisalltag erleichtern.
Beispiel Intake- und Anamneseformular
Möchtest du sehen, wie ein strukturiertes Erstgespräch-Formular aussehen kann? Wir haben für dich ein praxisnahes Beispiel vorbereitet, das persönliche Daten, Anliegen, Anamnese-Fragen und Therapieziele abdeckt. Hier kannst du eine Vorlage downloaden, die du in deiner Praxis nutzen oder anpassen kannst.
Beispiel_Intake_Formular.pdf herunterladen
FAQ
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Quellen
Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK). (2023). Psychotherapie in Deutschland. https://www.bptk.de/
GKV-Spitzenverband. (2022). Psychotherapie – Informationen für Versicherte. https://www.gkv-spitzenverband.de/
KBV. (2023). Psychotherapie-Richtlinie. https://www.kbv.de/
PtK Berlin. (2019). Datenschutz in der psychotherapeutischen Praxis. https://www.psychotherapeutenkammer-berlin.de/
Pantle, V., et al. (2023). Präferenzen von Therapiesuchenden. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10136383
PtK Berlin. (2019). Datenschutz in der psychotherapeutischen Praxis. https://www.psychotherapeutenkammer-berlin.de
Anmerkung
Dieser Artikel dient nur zur Information und ersetzt keine medizinische oder rechtliche Beratung. Konsultiere bei Bedarf eine Fachperson.